Lehrer auf der Schulbank

Wissenswerkstatt bietet erstmals Fortbildung „Forschendes Lernen“
Von Sven Reckmann
DIEPHOLZ - Perspektivenwechsel in der „Wissenswerkstatt“ an der Bahnhofstraße in Diepholz:
Üblicherweise sind es Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 18 Jahren, die hier technische Phänomene und naturwissenschaftliche  Hintergründe untersuchen. Gestern drückten nun zum ersten Mal Lehrer die „Schulbank“ in der ehemaligen Lübkemannschule.

Die Lehrerfortbildung ist der erste Teil einer neuen Veranstaltungsreihe „Forschendes Lernen im Sachunterricht“ mit insgesamt vier Terminen. Kooperationspartner für die Wissenswerkstatt ist dabei die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ mit Sitz in Berlin. In Diepholz ist die VHS lokaler Netzwerkpartner für das „Haus der Forscher“. Von den fünf Wissenswerkstätten im Bundesgebiet sei die Diepholzer die erste, die eine Kooperation mit dem „Haus der Forscher“ eingehe, berichtete Leiterin Dr. Heike Pabst. Aber die Zielrichtung ist die gleiche, „wir sind schnell zusammengekommen.“ Die 17 Teilnehmer aus den Landkreisen Diepholz, Vechta, Osnabrück, Minden-Lübbecke und Oldenburg sind größtenteils an Grundschulen tätig. Drei Viertel von ihnen hatten zuvor bereits  Kontakt zur Wissenswerkstatt, sind also „Wiederholungstäter“.
Gestern ging es für die Lehrer ins nasse Element: „Forschen mit Wasser“. Unter der Leitung von Dr. Kirstin Taberski ging es dabei einerseits um die Methodik: Wie kann das Entdecken im Unterricht mit Impulsen gefördert werden? Wie könnte die Lernbegleitung aussehen? Wie können die Erkenntnisse
aus der Wissenswerkstatt „zu Hause“ in der eigenen Schule umgesetzt werden? Die ganztägige Fortbildung will hier Anregungen geben. „Die Lehrer sollen jeweils ein kleines Konzept mitnehmen, um es in den Unterricht einbauen zu können“, sagte Pabst. Daneben lernten die Teilnehmer den pädagogischen Ansatz des „Hauses der kleinen Forscher“ kennen.
Aber es ging auch ganz praktisch an den Experimentiertisch. Wie kann Wasser gereinigt werden? Was passiert beim Verdampfen und Verdunsten, und vor allem: Wie kann man es anschaulich erklären? Da alles möglichst schulgerecht sein sollte, wurde beim Abtauen des Eisblocks schon mal ein kleiner
Kunststoff-Dino freigelegt. Die Teilnehmer tüftelten, stellten Thesen auf, probierten an den verschiedenen Thementischen aus und bedienten sich am „Materialbüffet“. Bewusst werden größtenteils Alltagsmaterialien wie Kreide, Salz, Zucker, Tinte oder Strohhalme verwendet. Die Experimente sollen
so einfach wie möglich – ohne aufwändigen Experimentierkasten – in der Schule nachvollziehbar sein.
Während sich gestern also alles ums Wasser drehte, geht es bei den kommenden drei Veranstaltungen noch bis zum November um die Themenfelder
„Luft“, „Strom und Energie“ sowie „Kräfte und Wirkungen“.
Das Interesse bei den Lehrkräften ist geweckt, die Warteliste bereits gut gefüllt, so dass der zweite Kursus „Forschendes Lernen“ wahrscheinlich im September starten kann.

Stiftung „Haus der kleinen Forscher“

Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ ist nach eigenen Angaben bundesweit die größte Qualifizierungsoffensive im Bereich der frühen Bildung. Sie engagiert sich seit 2006 für eine bessere Bildung von Mädchen und Jungen im Kita- und Grundschulalter in den Bereichen  Naturwissenschaften, Mathematik und Technik. Mit einem bundesweiten Fortbildungsprogramm will das „Haus der kleinen Forscher“ pädagogische
Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützen, den Entdeckergeist von Kindern zu fördern und sie qualifiziert beim Forschen zu begleiten. Die Initiative, die seit 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, will damit einen Beitrag zur Verbesserung von Bildungschancen, zur  Nachwuchsförderung und zur Professionalisierung des pädagogischen Personals leisten. Sie hat nach eigenen Angaben über ihre 225 lokalen  Netzwerkpartnern (in Diepholz die VHS) mit ihren Strukturen und Angeboten bereits rund 29 700 Kitas, Horte und Grundschulen erreicht.

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